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Eine Demokratie ohne Demokraten?

02/07/2025

Wirtschaftskrisen, politische Extremismen, internationale und gesellschaftliche Spannungen sowie soziale Unruhen – all diese Faktoren prägten die enormen Herausforderungen, mit denen sich die Weimarer Republik, eine damals junge Demokratie, konfrontiert sah. Gegründet nach dem Ersten Weltkrieg, war die Weimarer Republik ein Versuch, Demokratie und Fortschritt in einem Land zu etablieren, das von den Schrecken des Krieges und den Folgen des Versailler Vertrags gezeichnet war.

Es war keine einfache Aufgabe, und daher ist es nicht verwunderlich, dass ein bekanntes Zitat aus dieser Zeit besagt:

„Die Weimarer Republik war eine Demokratie ohne Demokraten.“

Dies behauptete Paul Löbe, der damalige Reichspräsident und Verfechter der parlamentarischen Kultur in diesen turbulenten Zeiten.

Heute können wir stolz auf eine bewährte Demokratie mit Demokraten blicken. Dennoch gilt der Grundsatz, dass Demokratie immer wieder neu erstritten werden muss. Ein gesunder Wertewandel ist notwendig, um auf die Anforderungen der Gegenwart und Zukunft angemessen zu reagieren. Schließlich beschäftigen wir uns stets mit der Geschichte, um bessere Fragen an die Gegenwart zu stellen, so behauptet Jens Bisky, ein renommierter Historiker.

Herr Dr. Oliver Großmann kam vergangenen Mittwoch zu uns in die Schule, um uns dieses äußerst spannende und zugleich tragische Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich das Ende der Weimarer Republik, zu veranschaulichen. Sein persönlicher Beweggrund für das Verfassen und Halten seines Vortrags im Erftkreis war der Moment, als im Dezember 2024 Olaf Scholz die Vertrauensfrage stellte und somit Neuwahlen anstieß. Dies erinnerte ihn an die politischen Vorgänge der Weimarer Republik. Dr. Großmann setzte im Allgemeinen den Schwerpunkt auf die letzte Phase der Weimarer Republik (Phase der Präsidialkabinette), in der das Parlament immer weiter entmachtet und über das sogenannte Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten regiert wurde. Diese verhängnisvolle Verschiebung der Macht – durchaus in Folge der Wahlergebnisse – weg vom Parlament hin zu Hindenburg bereitete den Boden für die Übertragung der Kanzlerschaft an Hitler im Januar 1933. Dieser Prozess (Brüning - Papen - Schleicher) wurde detailliert betrachtet. Gleichermaßen wurde auch auf die Entstehung und Entwicklung der NSDAP von einer politisch unbedeutenden Splitterpartei hin zur stärksten Fraktion im Reichstag geschaut.

Letztlich geht es darum zu erkennen, wie wichtig für das Funktionieren von Demokratie die Bereitschaft zum politischen Kompromiss einerseits und die deutliche Abgrenzung gegenüber politisch radikalen und demokratiefeindlichen Positionen andererseits sind, so betonte Dr. Großmann.
Beim Vortrag kamen interessante Bezüge zu literarischen Persönlichkeiten wie Thomas Mann und auch zu zeitgenössischer Kunst nicht zu kurz. Schließlich ist diese Multiperspektivität entscheidend, um diese Prozesse möglichst ganzheitlich zu erfassen.

Das Ende der Weimarer Republik lehrt letztlich, wie fragil Demokratie sein kann, wenn sie nicht von einer breiten gesellschaftlichen Unterstützung getragen wird.
Die Schüler*innen jedenfalls ,,trugen“ den Vortrag gut mit, da sie während des gesamten Vortrags trotz der hohen Temperaturen sehr aufmerksam blieben.
In diesem Sinne: Lasst uns weiterhin für eine starke, lebendige Demokratie einsetzen – heute für morgen.

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