„Früher war es mir egal, ob in China ein Sack Reis umkippt. Heute nicht mehr." – Spannende und unterhaltsame Podiumsdiskussion
08/05/2025

**Datum:** 07. Mai 2025
**Veranstaltungsort:** Europagymnasium Kerpen
**Anlass:** Europawoche 2025
**Moderation:** Oliver Strucken-Bathke (Europabeauftragter)
Am 7. Mai 2025 fand im Rahmen der Europawoche am Europagymnasium Kerpen eine spannende Podiumsdiskussion statt, die sich mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzte. Die Veranstaltung bot Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, die Meinungen und Standpunkte verschiedener demokratischer Parteien zu hören und zu diskutieren. Moderiert wurde die Diskussion von Oliver Strucken-Bathke, der die Teilnehmer:innen souverän durch die Themen führte.
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Die Diskussion konzentrierte sich auf mehrere aktuelle Themen, die die innenpolitischen Herausforderungen Deutschlands, aber auch seine Rolle in der europäischen sowie der globalen Politik betreffen. Ein zentrales Thema war der Klimaschutz. Annika Effertz von den Grünen betonte die Notwendigkeit, ambitionierte Klimaziele zu setzen und erneuerbare Energien auszubauen. Sie verwies auf die Verantwortung Deutschlands innerhalb der EU, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einzunehmen. Landrat Frank Rock von der CDU plädierte hingegen für eine ausgewogene Balance zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltschutz und stellte fest: „Wir denken als Deutsche zu negativ.“ Er verdeutlichte, dass vor allem eine positivere Denkweise in der politischen und wirtschaftlichen Diskussion notwendig sei, um Fortschritte zu erzielen.
Die Debatte hätte aktueller nicht sein können – sie rückte sogar die Ereignisse rund um Friedrich Merz‘ Kanzlerwahl vom Vortag dank Strucken-Bathkes Moderation in den Mittelpunkt. Annetta Ristow (Die Linke) bezeichnete den gescheiterten ersten Wahldurchgang für Merz zum Bundeskanzler als „einen Glanztag der Demokratie“, da er zeige, dass die demokratischen Prozesse auch in schwierigen Zeiten funktionieren. Die Frage, ob Merz hingegen nun spürbar geschwächt in seine Kanzlerschaft startet, verneinten sowohl Frank Rock als auch Klaus Ripp (CDU).
In Bezug auf die europäische Verflechtung in den Welthandel und die internationale Sicherheit schlug Christian Pohlmann von der FDP vor, China durch Handel an Europa zu binden, um geopolitische Spannungen abzubauen und eine stabilere internationale Ordnung zu fördern. Wie komplex die globale Verflechtung Deutschlands mittlerweile geworden ist, kommentierte A. Ristow: „Früher war es mir egal, ob in China ein Sack Reis umkippt. Heute ist es mir nicht mehr egal."
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Stabilität der Demokratie in Deutschland und Europa. Hier wurde ausdrücklich davor gewarnt, dass populistische Strömungen und Desinformation die demokratischen Werte gefährden könnten. Christian Pohlmann stellte heraus, dass unser demokratisches System stabil sei und dass gegenseitiges Zuhören sowie Respekt in der politischen Debatte unerlässlich seien. Diese Werte seien entscheidend, um das Vertrauen der Bürger in die Demokratie zu stärken. Weshalb ausgerechnet Pohlmann aber Jannis Milios von der Piratenpartei an einer Stelle der Diskussion „Radikalsprech“ unterstellte, ließ sich mit seinen eigenen Worten nicht in Einklang bringen.
Die Diskussion beleuchtete auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Bundes- und Kommunalpolitik. Die Teilnehmer:innen erörterten, wie Entscheidungen auf kommunaler Ebene oft unmittelbare Auswirkungen auf das tägliche Leben der Bürger:innen haben und welche Rolle die Bundespolitik dabei spielt, um lokale Herausforderungen zu adressieren. Rebecca Neumann von der UWG kritisierte die unzureichende Verkehrsanbindung und die mangelhafte digitale Infrastruktur in der Region. Sie betonte, dass Investitionen in die lokale Infrastruktur entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung seien.
Die Schülerinnen und Schüler hatten im letzten Drittel der Veranstaltung die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die eine breite Palette von Themen abdeckten. K. Ripp äußerte zum Thema Stadt- und Landleben: „Wir wollen nicht alles verstädtern in Kerpen-Blatzheim.“ A. Ristow forderte eine bessere Unterstützung für Gemeinden und nannte das Beispiel des Wohngeldes. Sie sprach sich zudem für einen Schuldenerlass aus, um die finanzielle Belastung der Kommunen zu verringern. C. Pohlmann schlug eine Föderalismusreform am Beispiel des Radschnellwegs nach Köln vor, um die Zusammenarbeit zwischen den Ebenen zu verbessern. A. Effertz hob hervor, dass Digitalisierung als Lösung zusammen mit Bürokratieabbau notwendig sei, um die Effizienz in der Verwaltung zu steigern. K. Ripp berichtete von einem neu geschaffenen 20-Minuten-Takt im Busverkehr zur S-Bahn, um die Anbindung zu verbessern. Zudem wies A. Effertz darauf hin, dass in den USA keine geschützte freie Presse existiere, was die Bedeutung einer unabhängigen Medienlandschaft in Deutschland unterstrich.
Die Podiumsdiskussion am Europagymnasium Kerpen bot den Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Gelegenheit, sich mit den aktuellen politischen Themen auseinanderzusetzen und die Perspektiven der verschiedenen Parteien kennenzulernen. Die lebhafte Diskussion förderte das Verständnis für die Komplexität der politischen Entscheidungsfindung und die Bedeutung von Engagement in der Demokratie.