Die Große Osterjagd – Die Gewinnergeschichte
29/04/2025

Eine gute Ostergeschichte ist zeitlos. Das wussten schon die alten Griechen. Und erst recht gilt das für die Gewinnergeschichte des Schülerzeitungswettbewerbs von Olivia. Wir wünschen viel Spass beim Lesen!
Die zweitplatzierten Geschichten, teilweise gezeichnet, werden in den nächsten Tagen erscheinen.
„In fünf Minuten geht es los!“, rief ich und sprang aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Max schaute mich skeptisch an, jedoch nicht ernst. „Sind wir nicht ein bisschen zu alt für sowas?“, fragte er, während er dann doch grinsen musste, seine Zahnspange blitzte dabei im Sonnenlicht. Mia stieß ein Lachen aus. „Was!? Mit 14 sind wir zu alt dafür? Ganz ehrlich, ich werde hier noch mit 80 mitmachen!“ „Warte mal“, mischte ich mich ein, „Du weißt schon, dass dir die ganzen Grundschulkinder die Ostereier wegschnappen werden, oder?“ Ich lächelte, was Mia allerdings nicht sah. „War nur ein Witz, du nimmst alles immer viel zu ernst“, antwortete Mia lachend und schüttelte den Kopf.
Ich wollte noch erwidern, das man an meinem Lächeln absehen konnte, dass ich es auch als Witz meinte, doch dann hörte ich plötzlich das Geräusch eines Mikrofons, das ein bisschen seltsam knackte. Ein Mann in einem Hasenkostüm stand vor uns, und hielt das Mikrofon mit einer Hand, die fast genauso groß war wie sein Kostüm.„Test, Test … Ah, ja, ist es an?“, hörte man ihn in das Mikrofon sprechen, während er versuchte, die Lautstärke zu justieren. „Ah, perfekt! Hallo und herzlich willkommen! Ich freue mich riesig, dass ihr alle hier seid. Ich, der Osterhase, habe jede Menge bunte Ostereier versteckt. Also … Auf die Körbe, fertig, los!“
„Los!“ – Ich brauchte noch paar Sekunden um die Worte zu verarbeiten doch kaum hatte der „Osterhase“ das Wort ausgesprochen, stürmten die anderen Kinder los und wir folgten ihnen, so schnell wie wir konnten. „Wir wissen, wo die besten Verstecke sind, vielleicht ist es doch gut, dass wir zu alt hierfür sind!“, rief Max provokant als er uns mit schnellen Schritten vorauslief. Ich nickte zustimmend, und ging nicht weiter auf seinen Witz ein. Schließlich hatten wir die Jagd schon unzählige Male gemacht, und wussten, dass wir keine Sekunde verlieren durften, weil die jüngsten sind normalerweise verdammt schnell. Direkt steuerten wir den Busch an, der für gewöhnlich ein Ei verbarg. Max war der Erste, der seinen Arm in das Dickicht steckte, zog ihn aber sofort zurück, während er laut aufschrie: „Da … da ist ein kalter, kleiner Arm! Wie von einem Baby! Das ist kein Ei!“
„Lass mich mal sehen“, sagte ich und streckte meinen Arm aus. Statt eines bunten Eies griff ich jedoch nach etwas Hartem und Kaltem. Als ich es herauszog, blickte mir eine Porzellanpuppe entgegen. Ihre braunen Augen starrten mich leer an, während die braun gelockten Haare sich in den Zweigen verfingen. „Uaaah! Die ist DEFINITIV nicht vom Osterhasen!“, schrie Mia, als sie die Puppe erblickte. „Naja, das ist doch logisch“, sagte ich, während ich die Puppe vorsichtig rauszog und in meinen Korb legte. „Ein Kind hat sie vielleicht von seiner Oma bekommen und hier im Park verloren. Kein Grund zur Panik.“ Max und Mia schauten sich so an, als wäre es ein Grund zur Panik. Dann gingen wir weiter, auch wenn sie sich ein Stück von mir entfernten, als wäre ich plötzlich ein wenig verrückt geworden.
Kurz darauf sahen wir etwas, das uns alle innehalten ließ: In einem Baum hing ein alter Teddybär. Er sah aus, als hätte er schon bessere Zeiten gesehen – mit Löchern in seinem Fell und Augen, die herausgerissen worden waren. Statt aus sanftem, glänzenden Augen starrte uns der Bär mit zwei leeren, weißen Watteaugen an. Es war gruselig, und wir konnten uns alle nicht so recht entscheiden, was wir damit anfangen sollten. Ich zog schon an dem Bein des Teddys, doch Max und Mia zogen mich hastig weiter. „Lass den Bär da, das ist zu gruselig“, meinte Mia mit einem schiefen Lächeln. „Okay, okay, ich lasse ihn“, antwortete ich und ließ den Bären zurück, auch wenn ich es schade fand, ich hätte ihn schon irgendwie repariert bekommen.
Schließlich kamen wir zu einem der bekanntesten Verstecke: der Baum mit dem ausgehöhlten Loch, das jedes Jahr die größten Eier versteckte. Doch dieses Mal war nichts zu finden – nur eine kleine, steinerne Statue lag dort. Sie war mit viel Liebe und Detail gearbeitet, aber irgendwie wirkte sie fehl am Platz, gruselig, wie sie dort stand, ohne Kontext, einfach so. Ich trat näher, um sie genauer zu betrachten, und dann fiel mir etwas auf: „Mia! Max! Das ist … das ist die Statue meiner Großmutter! Wie kommt sie hierher?!“
Mia fing an zu lachen, und Max tat es ihr nach. „Leute, wie dumm sind wir eigentlich? Das ist doch diese Tradition! Alle zehn Jahre verstecken wir die Sachen, die uns bei der Osterjagd Glück gebracht haben!“„Oh nein, natürlich!“, sagte ich und klatschte mir mit der Hand an die Stirn. „Ich erinnere mich!“
Sofort fühlte ich mich viel besser. Die Spannung löste sich, und ein breites Lächeln zog sich über mein Gesicht. Wir hatten es wirklich ganz vergessen. „Jetzt macht alles Sinn“, sagte Max lachend. „Alles wieder gut.“ Max überwand sich und streichelte den Puppenkopf. Mit der Puppe immer noch in der Hand und voller neuer Energie machten wir uns wieder auf den Weg. Die Jagd wurde plötzlich wieder so spannend wie in alten Zeiten, und tatsächlich hatten wir Glück. Wir fanden fast alle Eier – sogar die, die im letzten Jahr übrig geblieben waren. Und ich konnte es nicht leugnen: Ein bisschen Glück hatte uns die Puppe wohl tatsächlich gebracht.